Was wurde mir zu diesem Thema bewusst – was habe ich gelernt?

Ein Erfahrungsbericht von Felix Oesch

Letztes Jahr habe ich den 10-teiligen Onlinekurs von Christian Felber zu diesem Thema besucht und ich konnte als langjähriges GWÖ-Mitglied weiteres dazulernen. „Geld“ ist für uns im Alltag so selbstverständlich, dass wir (meistens) nicht tiefer darüber nachdenken, wie das Finanzsystem heutzutage funktioniert. Und wie kann das bisherige Finanzsystem auf Gemeinwohlkurs gebracht werden?

  • Christian Felber ist vermutlich einer der ganz Wenigen, die das Wesen Geld durchdrungen und sich viel Erfahrung und Wissen zum Finanzsystem und seiner Entwicklung angeeignet haben. Seine Expertise ist bestechend, auch seine Art, wie er diese vermittelt. Das Modul, das weitergeführt wird, ist sehr zu empfehlen.
  • Dabei wurde mir deutlich, wie alle Themen unserer Gesellschaft mit „Geld“ zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen, nicht zuletzt darum, weil „Geld“ einen starken Hebel für Einfluss und Macht bedeutet. So hat sich das Geld- und Finanzsystem immer mehr zu einem recht abstrakten Gebilde entwickelt und sich immer mehr von der Realwirtschaft abgelöst.
  • Dies bewirkt u.a., dass Gewinne individualisiert und Verluste und Schulden sozialisiert werden.

Welche Möglichkeiten ergeben sich für die GWÖ?

Wenn wir die Definitionsgewalt, was Geld ist und was es „tun“ soll, den Investor:innen und Finanzfachleuten überlassen, müssen wir uns nicht wundern, wenn Reiche immer reicher werden. So ist das heutige Finanzsystem angelegt und zunehmend dahin weiterentwickelt worden, und dies – in unserer westlichen Welt – legal und (meist) ohne demokratische Auseinandersetzungen.

Beispiele: Warum haben wir zugelassen, dass die Geldschöpfung fast völlig in Form von Kreditvergaben den Geschäftsbanken überlassen worden ist? Oder dass Arbeit und Konsum als Massstab für die Besteuerung beibehalten bzw. immer mehr ausgebaut wurde zu Gunsten von immer günstigeren Unternehmens-, Transaktions- und Vermögenssteuern und weitgehender Abschaffung der Erbschaftssteuern? Wie kann es sein, dass Banken mit unseren Lohngeldern ums 10-fache Kredite vergeben dürfen, im Insolvenzfall jedoch nur für Fr. 100‘000.- haften – oder gar der Staat, wenn die Bank zahlungsunfähig wird?

Wissen vertiefen in der GWÖ

Ich stimme vollkommen mit der Meinung von Christian Felber überein: In den Verfassungen unserer Demokratien ist verbürgt, dass die Wirtschaft dem Gemeinwohl dienen soll. Der Weg hin zu einer gemeinwohlorientierten Geld- und Finanzwirtschaft kann darum nur über die Aufklärung von Bewohner:innen über das heutige System führen, damit der Souverän die Gesetze verfassungskonform ändern kann. Wir alle müssten zur Einsicht kommen, dass wir das ungerechte und unökologische System so wie es heute läuft zulassen, ob wir es auch so belassen wollen – oder Kraft unseres Stimmrechts nachhaltiger gestalten wollen.

Die GWÖ Schweiz wird 2022 eine Arbeitsgruppe „Geld + Demokratie“ einrichten und erste Angebote zu den Aspekten der zehn Module sowie mit konkreten Handlungsmöglichkeiten aufbauen für Regionalgruppen und Interessierte. Interessiert, dann schreib eine Mail an

Hinweise:

  • Der Film Oeconomia läuft noch bis zum 07.02.22 auf 3sat: Die preisgekrönte Dokumentation von Regisseurin Carmen Losmann legt in verschiedenen Episoden die Spielregeln des Kapitalismus offen: So entstand ein Aufklärungsfilm über den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum, Verschuldung und Vermögenskonzentration. https://www.3sat.de/film/dokumentarfilmzeit/oeconomia-100.html  
  • Artikel in der NZZ vom 20. Januar 2022: „Die Geldpolitik wandert ins Museum“; Die Ausstellung „Das entfesselte Geld“ ist vom 20. Januar 2022 bis zum 8. Januar 2023 im Bernischen Historischen Museum zu sehen.
    Ausschnitt aus dem Artikel: „Letztlich erhält das Geld seinen Wert durch den Wert, den andere ihm beimessen. Es hängt mit Vertrauen zusammen. Man misst dem Geld den Wert bei, weil man Vertrauen hat, dass jemand in einem Laden das Geld als Gegenwert für einen Gegenstand oder eine Dienstleistung akzeptieren wird“.

Felix Oesch, Januar 2022