Letzten Freitag hat die Gemeinde Eschlikon offiziell ihren ersten Gemeinwohl-Bericht vorgestellt.

In Teamsitzungen von Mitarbeitenden der Verwaltung und Gemeinderat wurde  zwischen März 2020 und Juli 2021 in fünf Workshops eine erste Standortbestimmung vorgenommen. Wo stehen wir und was wollen wir in den nächsten Jahren ändern oder auch belassen.

Ein Gemeinwohl-Bericht wirkt nach innen und nach aussen.

Dies schreibt die Gemeinde Eschlikon auch explizit im vorliegenden Bericht: „Gemeinderat und Verwaltung wollen herausfinden, wo sie im Hinblick auf die Werte der Gemeinwohl-Ökonomie in ihrer gegenwärtigen Praxis stehen. Der Gemeinwohlprozess, der in diesem Bericht dokumentiert wird, soll eine Reflexion über den aktuellen Stand und über die Möglichkeiten einer positiven Entwicklung in den nächsten Jahren auslösen.“

Nach aussen möchte der Gemeinderat gegenüber der Bevölkerung von Eschlikon darlegen, um welche ethischen Werte er sich in seiner Praxis gemüht und welche Anstrengungen er sich für die Zukunft vornimmt.

Der vorliegende Bericht mit 111 Seiten zeigt dies sehr detailliert auf. Anhand eines Arbeitsbuches 2.0 für Gemeinden und der Gemeinwohlmatrix 2.0 für Gemeinden (fünf Werte und fünf Berührungsgruppen geben 25 Kriterien) haben sie zusammen mit  Gemeinwohl-Berater:innen der GWÖ intensiv diskutiert und analysiert.

Einen ersten schnellen Überblick, wo die Gemeinde Eschlikon steht in der Einordnung der fünf Werte (Menschenwürde, Solidarität, Ökologische Nachhaltigkeit, Soziale Gerechtigkeit und Transparenz & demokratische Mitbestimmung) – und welche Ziele sie in der nächsten Zeit verfolgt, dafür wurde das Spinnenprofil angelegt, das sie in der nächsten Abbildung sehen.

Abbildung Spinnenprofil Gemeinde Eschlikon (entnommen aus dem Gemeinwohl-Bericht zum 31.12.2021, Seite 8 oder 105)

Bei den Werten „Menschenwürde“ , „Solidarität“ und „Transparenz& Demokratie“ ist die Gemeinde bereits gut aufgestellt und will weitere Aktivitäten und Massnahmen entwickeln um hier noch besser zu werden.

Ein Beispiel dafür aus dem Gemeinwohl-Bericht von Seite 14/15:

Die Berichtsfrage (A2.2.) zu solidarischen Geschäftsbeziehungen lautet: „Wie sorgen wir für eine solidarische Geschäftsbeziehung und Zusammenarbeit mit Lieferanten und Dienstleistern?“

Bewertet hat sich die Gemeinde hier auf der Skala von 0-10 mit 3  (Istwert), sie strebt eine Einstufung an mit 5 (Sollwert). Dazu entwickelt sie sehr konkrete Massnahmen, damit sie die selbst gesteckten Ziele erreichen und messen kann.

Ein richtig definiertes Ziel ist genau benannt und messbar und ist so eine sehr gute Hilfestellung in welche Richtung die Weiterentwicklung geht.

Aus den Erkenntnissen können sehr effiziente Umsetzungspläne erstellt werden und die gewünschten Veränderungen werden gelebt in den verschiedenen Bereichen.

Es entsteht ein (Werte)Kompass, der eine gute Orientierung gibt bei der Weiterentwicklung.

Für Marcel Aeschlimann, den Gemeindeschreiber von Eschlikon, ist dies der Gewinn aus der ersten Standortbestimmung – auch wenn die vielen Erkenntnisse aus diesem Prozess bisher nur beim Gemeindepräsidenten und dem Gemeindeschreiber liegen. Sie werden in diesem Jahr in der Verwaltung nach und nach implementiert.

Empfehlenswert ist auch das Interview mit Marcel Aeschlimann im Rahmen einer Online-Veranstaltung der GWÖ-Schweiz. Link: https://www.youtube.com/watch?v=un7qMluw_rA

Lesenswert sind die Berichte über weitere Gemeinden, Städte oder eine Modellregion in Deutschland (Modellregion Kreis Höxter mit drei Gemeinden und 11 Unternehmen, die gemeinsam gemeinwohl-orientiert unterwegs sind). Nachzulesen im Buch „24 wahre Geschichten vom Tun und vom Lassen“, zu beziehen für 30.00 CHF (plus Versandkosten) über

Für den Projektleiter und Berater seitens der GWÖ Schweiz, Prof. em. Dr.jur. Philippe Mastronardi ist dies der Beweis, dass der Prozess zwischen Theorie und Praxis mit der GWÖ funktioniert.

Die Stiftung Mercator hat durch seine Aktivitäten der GWÖ Schweiz Mittel zur Verfügung gestellt, damit beim Bilanzierungsprozess für eine Gemeinde/Stadt in der Schweiz keine finanziellen Kosten entstehen für die Beratung und Unterstützung. Die Gemeinde/Stadt trägt hier nur den internen zeitlichen Aufwand für die Workshops und die Erstellung des Berichtes. Noch sind Mittel für interessierte Gemeinden/Städte abrufbar, die sich entschliessen, auch einen Gemeinwohl-Bericht zu erstellen.

Auskünfte gibt Prof. em. Dr. jur. Philippe Mastronardi unter