Das Buch «Donut-Ökonomie» von Kate Raworth stellt eine ideale Ergänzung zum Buch «Gemeinwohl-Ökonomie» von Christian Felber und dem Gedankengut der GWÖ-Bewegung dar.

 

Es gibt im GWÖ-Blog einen interessanten Beitrag dazu – inkl. einer vergleichenden Übersicht. Nachstehend werden wichtige Inhalte des Buchs prägnant vorgestellt. Die GWÖ Schweiz bietet zu diesem Themen und Buch auch einen Vortrag bzw. gruppendynamischen Event an. Mail an .

Es ist an der Zeit, ein neues Narrativ über den Organismus Volkswirtschaft und seine Akteure zu schreiben. Dieses hat Kate Raworth mit ihrem Buch «Die Donut-Ökonomie» getan und dabei herausgearbeitet

    was die wichtigsten Herausforderungen für uns als Menschheit und Gesellschaft auf unserem wunderschönen Planeten Erde mit diesen bislang einzigartigen Lebensbedingungen sind
    wie der «Organismus» Volkswirtschaft wirklich funktioniert und welche Stellhebel wird dafür haben sowie
    mit welchen falschen Annahmen und «Glaubenssätzen» die Wirtschaftswissenschaften bislang Wirtschaftspolitik macht

Warum der Donut als Bild/Grafik? Die Menschheit steht vor gewaltigen Herausforderungen,

    da unsere Volkswirtschaften sehr instabil geworden sind (trotz BIP-Wachstum – aber wegen Machtmissbrauch, …),
    wir unseren Planeten, seine Ressourcen und sein Befinden grob vernachlässigt haben (kein Preis dafür?) und
    wir in unserem gesellschaftlichen Fundament grosse Defizite und Unzulänglichkeiten zu spüren bekommen.

 

Die ökologische Decke als der äussere Rahmen des Donuts: er zeigt die Verletzlichkeit als Druck auf das Erdsystem auf – 9 Themen: Klimawandel, Versauerung der Meere, Chemische Umweltverschmutzung, Stickstoff- und Phosphor-Belastung, Süsswasserverknappung, Flächenumwandlung (Aufforstung), Verlust der Artenvielfalt, Luftverschmutzung und Rückgang der Ozonschicht.

Die Defizite und Unzulänglichkeiten in unserem gesellschaftlichen Fundament als der innere Rahmen des Donuts – 12 Handlungsfelder: Wasser, Nahrung, Gesundheit, Bildung, Einkommen & Arbeit, Frieden & Gerechtigkeit, politische Teilhabe, soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung, Wohnen, Netzwerke und Energie (sind Teil der 17 UN Entwicklungsziele / AGENDA 2030).

Im Donuts selbst geht es zwischen der ökologischen Decke und dem gesellschaftlichen Fundament um einen «sicheren und gerechten Raum für die Menschheit» und um eine «regenerative und distributive Ökonomie».

Grundlegende Frage«Was ermöglicht Menschen ein gutes Leben? Es geht um eine Welt, in der jeder Mensch in Würde leben kann, in dem ihm Chancen angeboten werden und die ihm Gemeinschaft ermöglicht – und all dieses können wir nur erreichen mit den Mitteln unseres lebensspendenden Planeten.»

Die klassischen Wirtschaftstheorien haben bislang die Begrenztheit der Ressource Planet Erde und wie wichtig diese als Lebensgrundlage für uns ist, grob vernachlässigt. Dabei haben sie das Phänomen der „grossen Beschleunigung“ seit 1950 ausser Acht gelassen.

Kate Raworth hat Sieben Ansätze für die neue Ökonomie des 21. Jahrhunderts entwickelt:

(1) Das Ziel verändern: über 70 Jahre wird die wirtschaftliche Entwicklung und der Fortschritt auf die Entwicklung des BIP (Bruttoinlandsprodukt) und die Arbeitslosenquote fixiert. Dabei sagen diese Grösse nichts aus über die Einkommens- und Wohlstandunterschiede, die Lebenszufriedenheit, Machtkonzentrationen, Gerechtigkeit und das Ausmass der Zerstörung unserer Lebensgrundlage (Planet Erde).

Neues Ziel: die Bedürfnisses eines jeden Menschen mit den Mitteln unseres lebensspendenden Planeten befriedigen. Es geht darum, den äusseren Rahmen des Donuts abzusichern (die ökologische Decke) und die Defizite und Unzulänglichkeiten in unserem gesellschaftlichen Fundament zu beseitigen. Der Donut ist unser Kompass dafür.

Es besteht ein Vakuum an Zielen und Werten: dadurch konnte sich das Kuckucks-Ei «BIP-Wachstum» einschleichen (vs. Verbesserung des menschlichen Wohlergehens).

    Das BIP zeigt nicht die Güter und Dienstleistungen, die im Alltagsleben in Haushalten oder durch die Gesellschaft erbraucht werden (unbezahlte Arbeit)
    Keine Aussage über die tatsächliche Verteilung von Einkommen, Konsum und Vermögen

Max-Neef: die grundlegenden menschlichen Bedürfnisse befriedigen – wie Ernährung, Wohnen, sinnvolle Aufgaben, Teilhabe, Kreativität und das Gefühl von Zugehörigkeit (humanistische Ökonomie)

Amartya Sen: den Reichtum des menschlichen Lebens fördern, anstatt den Reichtum der Wirtschaft, in der wir leben. Die Fähigkeiten der Menschen verbessern, wie z.B. sich gesund zu halten, handlungsfähig und schöpferisch zu sein, … (Bildung und Aufklärung)

(2)  Das Gesamtbild erfassen: Das Kreislaufdiagramm der herkömmlichen Wirtschaftslehre ist zu eng und vereinfachend. Zudem basiert es auf dem neoliberalen Narrativ über die Effizienz des Marktes, die Inkompetenz des Staates, die Ausblendung der unbezahlten Arbeit (Haushalt, …) und die Tragödie der Gemeingüter. Es ist an der Zeit, die Wirtschaft neu als «Eingebettete Ökonomie» zu zeichnen, eingebettet in die Gesellschaft und die Natur, die beide von der Sonne mit Energie versorgt werden sowie unter positiver Wertung der Aufgaben/Dienstleistungen des Staates, der vielfältigen Aufgaben und Leistungen aus unbezahlter Arbeit und der schöpferischen Kraft der Gemeingüter/Allmende.

(3) Die menschliche Natur pflegen und fördernDas Modell des homo oeconomicus ist falsch bzw. zu vereinfachend: alle verfolgen nur ihre Einzelinteressen, sind berechnend, festgelegt in unserem Geschmack und beherrschen die Natur. Aber: wir sind sozial veranlagt, bemühen uns um Annäherung, verändern unsere Werte und sind abhängig von der lebendigen Welt.

(4) Systemisches Denken lernen: Das Bild des mechanischen Gleichgewichts mit den Angebots- und Nachfragekurven ist zu statisch. Wir brauchen stattdessen ein systemisches Verständnis von der Dynamik der Wirtschaft mit «Rückkopplungsschleifen». Nur so können wir Konjunktur- und Krisenzyklen, Blasen sowie wirtschaftliche Ungleichgewichte und Kipppunkte (wie z.B. den Klimawandel) besser integrieren.

(5) Auf Verteilungsgerechtigkeit zielen: Wirtschaftswachstum sorgt für keine Angleichung von Ungleichheiten (Glaubenssatz), sondern verstärkt diese noch. Bei der Distribution der erzeugten Werte ist auf mehr Verteilungsgerechtigkeit zu achten. Es geht dabei nicht nur um die Verteilung des Einkommens, sondern auch um Umverteilung von Vermögen, speziell solchem, das auf der Beherrschung von Land, von Unternehmen, von Technologie und auf der Macht der Geldschöpfung beruht.

(6) Auf Regeneration achten:  eine «saubere» Umwelt ist kein Luxusgut, sondern eine Lebens-Notwendigkeit. Umweltschädigung ist die Folge einer degenerativen Ausrichtung der Industrie. Die Ressource Umwelt braucht einen angemessenen Preis – eine Externalisierung von Kosten darf nicht erlaubt sein. Die Wirtschaft braucht eine regenerative Ausrichtung, zirkuläre Prozesse und muss die Menschen als gleichberechtigte Teilnehmer in die zyklischen Lebensprozesse der Erde einbinden.

(7) Eine agnostische Haltung zum Wachstum einnehmen: unsere heutigen Wirtschaften benötigen Wachstum unabhängig davon, ob es den Menschen nutzt (Arbeitslosigkeit, Einkommenssicherung, Auslastung, …). Aber: wir brauchen einen radikalen Perspektivenwechsel: wir brauchen eine Wirtschaft, die den Menschen nutzt – unabhängig davon ob sie wächst oder nicht!

 

Nachstehend finden Sie weitere ausgesuchte Charts und Text-Auszüge zu den sieben Ansätzen. Gern stehen wir Ihnen bei eienr Ihrer nächsten Veranstaltungen mit einem Vortrag zur „Donut-Ökonomie“ zur Verfügung. Anfragen bitte richten an .

 

 

Gesellschaft = soziales Kapital – grundlegend, daher sollten wir ihre Verbindungen pflegen

    in Gemeinschaften (Gemeinde, Vereine, Stammtische, Firmen, …) stellen wir Normen und Regeln auf und knüpfen Beziehungen, die es uns ermöglichen, miteinander zu kooperieren und uns aufeinander einzulassen.
    Sozialkapital macht uns klüger, gesünder, sicherer und reicher; es hilft uns bei der Aufrechterhaltung einer gerechten und stabilen Demokratie
    «Lebendigkeit» in der Wirtschaft hängt  vom Vertrauen, den anerkannten Normen, dem Gefühl von Gegenseitigkeit und dem sich dadurch ergebenden Gemeinsinn ab
    Die Pflege und Weiterentwicklung von Organisations-Kulturen (auch in Firmen) fördert intrinsische Motivation, «Identität» und Bindung
    Die Wirtschaft sollte das Sozial-Kapital – über das jeweilige Unternehmen hinaus – insgesamt unterstützen und wertschätzen. Alle vier Versorgungsphären – HaushaltMarkt/WirtschaftAllmende (Trinkwasser, Wälder, Weideland, Fischgründe, …) und Staat (Bund, Kanton, Gemeinde, öffentliche Einrichtungen und Versorgungsunternehmen) – tragen zur Sicherung eines starken und soliden gesellschaftlichen Fundaments wesentlich bei. Die Haushalte produzieren die «Kerngüter» für ihre eigenen Mitglieder (unbezahlte Arbeit) – der Markt produziert private Güter für einen Marktpreis (bezahlte Arbeit) – die Allmende produziert gemeinsam geschaffene Güter für die beteiligten Gemeinschaften – und der Staat produziert öffentliche Güter für die gesamte Bevölkerung
    In Ansatz der «Eingebetteten Ökonomie» betrachten wir nicht nur den Markt (bezahlte Arbeit), sondern jeden Bürger auch mit seinen weiteren Aufgaben/Engagement im Haushalt (Eltern, Betreuer, Nachbarn, …), im und für den Staat (Steuern/Abgaben zahlen, Vertreter in der Öffentlichkeit, …) sowie in der Allmende (als Genossenschaftler, Feuerwehr, ….)
    In der Ökonomie des 20. Jahrhinderts wird die Bedeutung der «unbezahlten Arbeit» – für das Funktionieren der Wirtschaft sowie aber auch der Gesellschaft insgesamt – völlig vernachlässigt. Darunter fallen Reproduktionsarbeiten, unentgeltliche Haus-, Erziehungs- und Pflegearbeiten, ehrenamtliches Engagement, u.v.m. Dazu braucht es die menschlichen Ressourcen Zeit, Wissen, Fertigkeiten, Pflege, Mitgefühl und Weiterbildung. Leider werden diese «Kernarbeiten» – als Folge der Dominanz der bezahlten Arbeit – gewöhnlich unterbewertet und ausgebeutet. Sie führen aktuell zu lebenslangen Ungleichheiten bei sozialem Status, beruflichen Möglichkeiten, Einkommen und Machtverhältnissen – auch zwischen Frauen und Männern.
    In der Schweiz wird «unbezahlte Arbeit» statistisch erfasst. 9,2 Mrd. Stunden sind im Jahr 2016 in der Schweiz unbezahlt gearbeitet worden. Das ist mehr als für bezahlte Arbeit aufgewendet wurde (7,9 Mrd. Stunden). Die gesamte im Jahr 2016 geleistete unbezahlte Arbeit wird auf einen Geldwert von 408 Mrd. CHF geschätzt (zum Vergleich: Arbeitnehmerentgelte 391 Mrd. CHF und BIP 660 Mrd. CHF). Link: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/arbeit-erwerb/unbezahlte-arbeit.html

 

Finanzwirtschaft – das Finanzwesen so umgestalten, dass es der Wirtschaft (Unternehmen, Realwirtschaft, Konsumenten, …) und der Gesellschaft dient – drei langgehegte Mythen

    «Sie wandeln Spareinlagen der Menschen nur in Investitionen (Kredite) um» – sondern: sie erschaffen auf magische Weise Geld in Form von Krediten
    «Der Finanzhandel glättet die Wirtschaftsschwankungen» – sondern: sie erzeugen grundsätzlich Strömungen und verstärken Zyklen
    «Die Finanzwirtschaft leistet wertvolle Dienste für die produktive Wirtschaft» – sondern: sie ist inzwischen der Schwanz, der mit dem Hund wedelt.

Die Finanzwirtschaft spielt keine Nebenrolle, sondern sie dominiert die produktive Wirtschaft. Die Diskussionen über die Vollgeld-Initiative in der Schweiz haben Möglichkeiten/Lösungen aufgezeigt, wie das «ausgeuferte» Finanzwesen so umgestaltet werden kann, dass es Wirtschaft und Gesellschaft dient –

Der Finanzsektor erzeugt aufgrund sich verstärkender «Rückkopplungsschleifen» letztlich Instabilität. In guten Zeiten wächst bei Banken, Unternehmen und Schuldnern das Vertrauen, höhere Risiken einzugehen, wodurch die Preise von Häusern und anderen Anlagen in die Höhe getrieben werden. Die Tendenz zu spekulativen Blasen bildet die grundlegende Instabilität einer kapitalistischen Wirtschaft.

Die Finanzwirtschaft, d.h. Banken, Versicherungen, Pensionsfonds, Anlagefonds, «Schattenbanken» u.w. erzeugen inzwischen ein Finanztransaktionsvolumen mit dem Faktor > 25 vs. den Realgüterströmen über Wertpapierbörsen, gehandelte Bonds, Finanzderivate, Devisen, … . 1990 betrug dieser Faktor noch 7,7.

Bewertungen von Unternehmen erfolgen nicht mehr auf Basis des Stuttgarter Verfahrens (Kombination von Substanz- und Ertragswert), sondern nur noch auf Basis abgezinster zukünftiger Erträge (discounted Cash-Flows). Dadruch haben sich Unternehmenskäufe extrem verteuert und es stellt sich die Frage, ob diese Werte «real» sind. Zugleich haben sich die Schulden auf der Welt enorm erhöht – speziell bei den Staatsschulden und in den führenden Industrienationen – auf ein mehrfaches des jeweiligen BIP, d.h. der gesamten Wirtschaftsleistung eines Landes. Die Geldmengen wurden sowohl in den USA, Euro als auch in China gravierend ausgeweitet. … Welche Folgen wird das haben? Stabilität sieht anders aus! Und die Finanzkrise 2008 ist erst 10 Jahre her, ohne dass wesentliche Regulierungen und Korrekturen erfolgt wären.

 

Der Handel – zweischneidig, daher sollten wir dafür sorgen, dass er fair und nachhaltig bleibt

Freier Welthandel und TTIP? Vieles von dem, was wir kaufen und konsumieren, wird aus dem Ausland importiert. Von Handys bis zu Obst, von Autos bis zu Jeans, gelangen Konsumgüter direkt aus anderen Ländern auf unsere Märkte. Anderes wird aus importierten Zwischenprodukten oder Rohmaterialien hergestellt

    In den letzten Jahrzenten hat der weltweite, globalisierte Handel enorm zugenommen; er macht inzwischen 25% der gesamtwirtschaftlichen Produktion aus
    Die dadurch verursachten Transporte stellen eine immense CO2-Belastung dar – Schiff, Luft, LKW, …
    Grenzüberschreitende Ströme können Nutzen bringen, bergen aber auch erhebliche Risiken: Machtausnutzung von Grosskonzernen, Abhängigkeiten, Schwächung der heimischen Lebensmittelproduktion, Abwanderung von Arbeitskräften, Währungsrisiken, …
    Regionale Produkte und Produktion liegen wieder im Trend (Kleinserien über 3D-Drucker, Nachhaltigkeits-Überlegungen, …)
    Viele heute einkommensreiche Länder (inkl. USA und UK) preisen den «freien» Handel, haben aber längst begonnen über Handelsvereinbarungen, Schutzzölle und Subventionen ihre jeweiligen Wirtschaftsinteressen zu forcieren und nutzen dabei ihre Marktmacht gnadenlos aus – zum Nachteil von Schwellenländern, dem Mittelstand, …
    Brauchen wir wirklich TTIP und andere Vereinbarungen im Welthandel, um Grosskonzerne einseitig zu begünstigen und Märkte stärker zu oligarisieren bzw. zu monopolieren?

 

Macht – einflussreich und allgegenwärtig, daher sollten wir ihren Missbrauch stoppen

    Machtverhältnisse gibt es überall, wo Menschen sind – und der Staat ist (wäre) gefordert, übermässige Machtkonzentrationen zu verhindern und zu unterbinden. Das scheint bei den grossen neuen Giganten Google, Amazon, Facebook, … schwierig zu sein. Aber auch grosse Firmenübernahmen werden nicht erhindert und es scheint an der Zeit, dass sich gewisse Länder gegen einen Ausverkauf ihrer Technologie in Richtung China, … sperren
    Gefahr: die Macht der Wohlhabenden, die Regeln der Wirtschaft zu ihren Gunsten umzuschreiben – extreme Konzentration von Einkommen und Besitz (1% zu 99%)
    In der Politik hat das Geld das Sagen (Finanzindustrie, Lobbyisten, Interessenverbände, Bestechung & Korruption, …)
    «Goldene Regel» in den USA: die Wirtschaft investiere in Kandidaten und erwarte eine Gegenleistung für diese Investitionen im Form wohlhabender Politik (Steuererleichterungen für Reiche, …)
    Grosskonzerne (Finanzindustrie, Internetplattformen und Realgüterunternehmen) beherrschen die lokalen und globalisierten Märkte. Durch ihre Marktmacht legen sie zugleich die Spielregeln für ihre Lieferanten fest (inkl. zu geringe Margen). Kundenwünsche und -Erwartungen werden über ausgefeilte Marketing- und PR-Kampagnen «manipuliert»

 

Das falsche Bild des «Homo Oeconomicus» korrigieren

Kate Raworth setzt sich als Ökonomin intensiv imt dem falschen Bild des und den verzerrenden Annahmen über den Homo Oeconomicus auseinander. Sie arbeitet fünf gravierende Neuerung für das Menschenbild des 21. Jahrdunderts heraus. Für den Menschen sind MenschlichkeitGerechtigkeitEdelmut und Gemeinsinn (dazu zu gehören) ganz wichtige Charakterzüge, die bislang in den Wirtschaftswissenschaften vernachlässigt wurden.

10 persönliche Grundwerte sind für jeden Menschen entscheidend, die jeweils unterschiedlich ausgeprägt sein können.

Und noch einige Gedankenanstösse zum menschlichen Verhalten

    «Sich wie Schafe verhalten»: wir folgen sozialen Normen, tun gewöhnlich das, was andere von uns erwarten, und schliessen uns, vor allem wenn wir unsicher sind, gern der Menge an. Gesellschaftliche Einflüsse werden zunehmen, wenn sich das Leben der Menschen noch stärker vernetzt als bisher
    Schädliche Auswirkung im «demonstrativen Konsum»: Bestreben, Luxusgüter zu erwerben, um den anderen den eigenen Status zu signalisieren, in der Hoffnung, mit ihnen gleichzuziehen oder sie zu übertreffen
    Die Ökonomisierung greift in immer mehr Lebensbereiche ein. Vorsicht/Gefahr: Geld kann zur Erosion sozialer Normen beitragen.
    – Geldzahlungen für ehrenamtliche Tätigkeiten kann die intrinsischen Motivationen und die ihnen zugrunde liegenden Wertvorstellungen verdrängen.
    – Märkte können sich in Bereiche ausdehnen, die traditionell von nicht-marktbezogenen Werten bestimmt werden; dann können diese nicht-marktbezogenen Normen (z.B. Anstandsregeln) ohne Rücksicht verdrängt werden.
    – Menschen, die als «Verbraucher» angesprochen werden, empfinden eine geringere persönliche Verantwortung, als wenn sie als Privatpersonen adressiert werden.
    – Wenn Geld ins Spiel kommt, scheint sich unsere Einstellung zur lebendigen Welt zu verändern. Unsere i.d.R. vorhandene intrinsische Motivation – wie z.B. Stolz auf das kulturelle Erbe, Respekt für die lebendige Welt und Vertrauen in die Gemeinschaft – wird untergraben und durch eine finanzielle Motivation ersetzt.
    Daher – anstatt GeldAnstösse und Netzwerkeffekte wirken meist, weil sie an unterschwellig Normen und Werte appellieren – wie etwa Pflichtbewusstsein, Respekt und Fürsorge. Wenn die richtigen Werte aktiviert werden, lässt sich das richtige Handeln beeinflussen (gerade ohne Geld)
    Forschungsergebnisse belegen (Kate Raworth, S. 154): Menschen mit selbstoptimierenden Wertvorstellungen und extrinsischen Beweggründen streben eher nach Reichtum, Besitz und Status und kümmern sich weniger um die lebendige Welt und ihren ökologischen Fussabdruck.  Menschen mit selbsttranszendierenden Wertvorstellungen (s. Modell/Grafik der Grundwert) und intrinsischen Beweggründen hingegen sorgen sich mehr um ökologische Fragen und engagieren sich bei lokalen Aktivitäten und in Bewegungen, die sich für die Belange anderer einsetzen

 

Erfolg den Erfolgreichen – die Dynamik der Ungleichheit

Die Ungleichheiten bei der Einkommens- und Vermögensverteilung sind gut bekannt – sowohl in den reichen Industriestaaten als auch in den aufstrebenden Schwellenländern. Die herkömmliche Wirtschaftstheorie argumentiert zur Rechtfertigung, dass die Ärmeren vom Wirtschaftswachstum auch angemessen profitieren würden. Ist das wirklich so? Und welche Ungleichheiten sind zumutbar bzw. akzeptabel bis der Gerechtigkeitssinn grosser Teile der Gesellschaft zum Widerstand aufruft?

Entscheidend scheint zu sein, dass die Defizite und Unzulänglichkeiten in unserem gesellschaftlichen Fundament (der innere Rahmen des Donuts) mit den 12 Handlungsfeldern – Wasser, Nahrung, Gesundheit, Bildung, Einkommen & Arbeit, Frieden & Gerechtigkeit, politische Teilhabe, soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung, Wohnen, Netzwerke und Energie (sind Teil der 17 UN Entwicklungsziele / AGENDA 2030) – nicht zu gross werden.

    Grosskonzerne dominieren inzwischen die Wirtschaft – in der ganzen Welt. Unser Wirtschaftssystem unterstützt die Oligopolisierung oder gar Monopolisierung über Economy-of-Scale-Effekte, sinkende Grenzkosten und praktizierte Machtausübung.
    Über das Spiel «Monopoly» sind wir gut vertraut mit der Dynamik des Modells «Erfolg des Erfolgreichen» und wir wissen auch, wie viel Glück, Zufall und Netzwerk (anstatt Begabung und Wissen) dabei mitwirken.
    Die Behauptung, dass Einkommensunterschiede in erster Linie unterschiedliche Begabungen  und Leistungen in der Gesellschaft wiederspiegeln ist nicht haltbar.
    Die Ungleichheiten und die Marktmacht der Grosskonzerne haben wegen gedrückter Margen zu einer Aushöhlung der Mittelschicht geführt.
    Mehr als 50% des Anstiegs des Welteinkommens im Zeitraum 1998 bis 2008 entfiel auf die reichsten 5% der Weltbevölkerung, während die ärmsten 50% nur 11% davon abbekamen.
    Herausforderung: wie kann die Rückkopplungsschleife «Erfolg den Erfolgreichen» abgeschwächt werden?

 

Kate Raworth zeigt in ihrem Buch Donut-Ökonomie eine Reihe konkreter Massnahmen auf, wie der äussere Rand des Donuts – unser Erde als Lebensgrundlage – geschützt werden kann und wie der innere Rahmen – das gesellschaftliche Fundament mit den 12 Handlungsfeldern – zu stärken sind. Vorstehend haben wir das Modell vorgestellt – für die weiteren Inhalte verweisen wir auf das Buch und die recht ähnlichen Ansätze der Gemeinwohl-Ökonomie.

 

Wir bieten Vorträge und Workshops zum Buch «Donut-Ökonomie» an – auf Veranstaltungen anderer Bewegungen, Initiativen und Parteien – sowie in Unternehmen für Führungskräfte und Mitarbeitende. Sprechen Sie uns an ().