Die Donut-Ökonomie

Das Buch «Donut-Ökonomie [1]» von Kate Raworth stellt eine ideale Ergänzung zum Buch «Gemeinwohl-Ökonomie» von Christian Felber und dem Gedankengut der GWÖ-Bewegung dar.

 

Es gibt im GWÖ-Blog einen interessanten Beitrag [2] dazu – inkl. einer vergleichenden Übersicht. Nachstehend werden wichtige Inhalte des Buchs prägnant vorgestellt. Die GWÖ Schweiz bietet zu diesem Themen und Buch auch einen Vortrag bzw. gruppendynamischen Event an. Mail an .

Es ist an der Zeit, ein neues Narrativ über den Organismus Volkswirtschaft und seine Akteure zu schreiben. Dieses hat Kate Raworth mit ihrem Buch «Die Donut-Ökonomie» getan und dabei herausgearbeitet

Warum der Donut als Bild/Grafik? Die Menschheit steht vor gewaltigen Herausforderungen [3],

 

Die ökologische Decke als der äussere Rahmen des Donuts: er zeigt die Verletzlichkeit als Druck auf das Erdsystem auf – 9 Themen: Klimawandel, Versauerung der Meere, Chemische Umweltverschmutzung, Stickstoff- und Phosphor-Belastung, Süsswasserverknappung, Flächenumwandlung (Aufforstung), Verlust der Artenvielfalt, Luftverschmutzung und Rückgang der Ozonschicht.

Die Defizite und Unzulänglichkeiten in unserem gesellschaftlichen Fundament als der innere Rahmen des Donuts – 12 Handlungsfelder: Wasser, Nahrung, Gesundheit, Bildung, Einkommen & Arbeit, Frieden & Gerechtigkeit, politische Teilhabe, soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung, Wohnen, Netzwerke und Energie (sind Teil der 17 UN Entwicklungsziele / AGENDA 2030).

Im Donuts selbst geht es zwischen der ökologischen Decke und dem gesellschaftlichen Fundament um einen «sicheren und gerechten Raum für die Menschheit» und um eine «regenerative und distributive Ökonomie».

Grundlegende Frage«Was ermöglicht Menschen ein gutes Leben? Es geht um eine Welt, in der jeder Mensch in Würde leben kann, in dem ihm Chancen angeboten werden und die ihm Gemeinschaft ermöglicht – und all dieses können wir nur erreichen mit den Mitteln unseres lebensspendenden Planeten.»

Die klassischen Wirtschaftstheorien haben bislang die Begrenztheit der Ressource Planet Erde und wie wichtig diese als Lebensgrundlage für uns ist, grob vernachlässigt. Dabei haben sie das Phänomen der „grossen Beschleunigung“ seit 1950 ausser Acht gelassen.

Kate Raworth hat Sieben Ansätze für die neue Ökonomie des 21. Jahrhunderts entwickelt:

(1) Das Ziel verändern: über 70 Jahre wird die wirtschaftliche Entwicklung und der Fortschritt auf die Entwicklung des BIP (Bruttoinlandsprodukt) und die Arbeitslosenquote fixiert. Dabei sagen diese Grösse nichts aus über die Einkommens- und Wohlstandunterschiede, die Lebenszufriedenheit, Machtkonzentrationen, Gerechtigkeit und das Ausmass der Zerstörung unserer Lebensgrundlage (Planet Erde).

Neues Ziel: die Bedürfnisses eines jeden Menschen mit den Mitteln unseres lebensspendenden Planeten befriedigen. Es geht darum, den äusseren Rahmen des Donuts abzusichern (die ökologische Decke) und die Defizite und Unzulänglichkeiten in unserem gesellschaftlichen Fundament zu beseitigen. Der Donut ist unser Kompass dafür.

Es besteht ein Vakuum an Zielen und Werten: dadurch konnte sich das Kuckucks-Ei «BIP-Wachstum» einschleichen (vs. Verbesserung des menschlichen Wohlergehens).

Max-Neef: die grundlegenden menschlichen Bedürfnisse befriedigen – wie Ernährung, Wohnen, sinnvolle Aufgaben, Teilhabe, Kreativität und das Gefühl von Zugehörigkeit (humanistische Ökonomie)

Amartya Sen: den Reichtum des menschlichen Lebens fördern, anstatt den Reichtum der Wirtschaft, in der wir leben. Die Fähigkeiten der Menschen verbessern, wie z.B. sich gesund zu halten, handlungsfähig und schöpferisch zu sein, … (Bildung und Aufklärung)

(2)  Das Gesamtbild erfassen: Das Kreislaufdiagramm der herkömmlichen Wirtschaftslehre ist zu eng und vereinfachend. Zudem basiert es auf dem neoliberalen Narrativ über die Effizienz des Marktes, die Inkompetenz des Staates, die Ausblendung der unbezahlten Arbeit (Haushalt, …) und die Tragödie der Gemeingüter. Es ist an der Zeit, die Wirtschaft neu als «Eingebettete Ökonomie» zu zeichnen, eingebettet in die Gesellschaft und die Natur, die beide von der Sonne mit Energie versorgt werden sowie unter positiver Wertung der Aufgaben/Dienstleistungen des Staates, der vielfältigen Aufgaben und Leistungen aus unbezahlter Arbeit und der schöpferischen Kraft der Gemeingüter/Allmende.

(3) Die menschliche Natur pflegen und fördernDas Modell des homo oeconomicus ist falsch bzw. zu vereinfachend: alle verfolgen nur ihre Einzelinteressen, sind berechnend, festgelegt in unserem Geschmack und beherrschen die Natur. Aber: wir sind sozial veranlagt, bemühen uns um Annäherung, verändern unsere Werte und sind abhängig von der lebendigen Welt.

(4) Systemisches Denken lernen: Das Bild des mechanischen Gleichgewichts mit den Angebots- und Nachfragekurven ist zu statisch. Wir brauchen stattdessen ein systemisches Verständnis von der Dynamik der Wirtschaft mit «Rückkopplungsschleifen». Nur so können wir Konjunktur- und Krisenzyklen, Blasen sowie wirtschaftliche Ungleichgewichte und Kipppunkte (wie z.B. den Klimawandel) besser integrieren.

(5) Auf Verteilungsgerechtigkeit zielen: Wirtschaftswachstum sorgt für keine Angleichung von Ungleichheiten (Glaubenssatz), sondern verstärkt diese noch. Bei der Distribution der erzeugten Werte ist auf mehr Verteilungsgerechtigkeit zu achten. Es geht dabei nicht nur um die Verteilung des Einkommens, sondern auch um Umverteilung von Vermögen, speziell solchem, das auf der Beherrschung von Land, von Unternehmen, von Technologie und auf der Macht der Geldschöpfung beruht.

(6) Auf Regeneration achten:  eine «saubere» Umwelt ist kein Luxusgut, sondern eine Lebens-Notwendigkeit. Umweltschädigung ist die Folge einer degenerativen Ausrichtung der Industrie. Die Ressource Umwelt braucht einen angemessenen Preis – eine Externalisierung von Kosten darf nicht erlaubt sein. Die Wirtschaft braucht eine regenerative Ausrichtung, zirkuläre Prozesse und muss die Menschen als gleichberechtigte Teilnehmer in die zyklischen Lebensprozesse der Erde einbinden.

(7) Eine agnostische Haltung zum Wachstum einnehmen: unsere heutigen Wirtschaften benötigen Wachstum unabhängig davon, ob es den Menschen nutzt (Arbeitslosigkeit, Einkommenssicherung, Auslastung, …). Aber: wir brauchen einen radikalen Perspektivenwechsel: wir brauchen eine Wirtschaft, die den Menschen nutzt – unabhängig davon ob sie wächst oder nicht!

 

Nachstehend finden Sie weitere ausgesuchte Charts und Text-Auszüge zu den sieben Ansätzen. Gern stehen wir Ihnen bei eienr Ihrer nächsten Veranstaltungen mit einem Vortrag zur „Donut-Ökonomie“ zur Verfügung. Anfragen bitte richten an .

 

 

Gesellschaft = soziales Kapital – grundlegend, daher sollten wir ihre Verbindungen pflegen

 

Finanzwirtschaft – das Finanzwesen so umgestalten, dass es der Wirtschaft (Unternehmen, Realwirtschaft, Konsumenten, …) und der Gesellschaft dient – drei langgehegte Mythen

Die Finanzwirtschaft spielt keine Nebenrolle, sondern sie dominiert die produktive Wirtschaft. Die Diskussionen über die Vollgeld-Initiative [5] in der Schweiz haben Möglichkeiten/Lösungen aufgezeigt, wie das «ausgeuferte» Finanzwesen so umgestaltet werden kann, dass es Wirtschaft und Gesellschaft dient –

Der Finanzsektor erzeugt aufgrund sich verstärkender «Rückkopplungsschleifen» letztlich Instabilität. In guten Zeiten wächst bei Banken, Unternehmen und Schuldnern das Vertrauen, höhere Risiken einzugehen, wodurch die Preise von Häusern und anderen Anlagen in die Höhe getrieben werden. Die Tendenz zu spekulativen Blasen bildet die grundlegende Instabilität einer kapitalistischen Wirtschaft.

Die Finanzwirtschaft, d.h. Banken, Versicherungen, Pensionsfonds, Anlagefonds, «Schattenbanken» u.w. erzeugen inzwischen ein Finanztransaktionsvolumen mit dem Faktor > 25 vs. den Realgüterströmen über Wertpapierbörsen, gehandelte Bonds, Finanzderivate, Devisen, … . 1990 betrug dieser Faktor noch 7,7.

Bewertungen von Unternehmen erfolgen nicht mehr auf Basis des Stuttgarter Verfahrens (Kombination von Substanz- und Ertragswert), sondern nur noch auf Basis abgezinster zukünftiger Erträge (discounted Cash-Flows). Dadruch haben sich Unternehmenskäufe extrem verteuert und es stellt sich die Frage, ob diese Werte «real» sind. Zugleich haben sich die Schulden auf der Welt enorm erhöht – speziell bei den Staatsschulden und in den führenden Industrienationen – auf ein mehrfaches des jeweiligen BIP, d.h. der gesamten Wirtschaftsleistung eines Landes. Die Geldmengen wurden sowohl in den USA, Euro als auch in China gravierend ausgeweitet. … Welche Folgen wird das haben? Stabilität sieht anders aus! Und die Finanzkrise 2008 ist erst 10 Jahre her, ohne dass wesentliche Regulierungen und Korrekturen erfolgt wären.

 

Der Handel – zweischneidig, daher sollten wir dafür sorgen, dass er fair und nachhaltig bleibt

Freier Welthandel und TTIP? Vieles von dem, was wir kaufen und konsumieren, wird aus dem Ausland importiert. Von Handys bis zu Obst, von Autos bis zu Jeans, gelangen Konsumgüter direkt aus anderen Ländern auf unsere Märkte. Anderes wird aus importierten Zwischenprodukten oder Rohmaterialien hergestellt

 

Macht – einflussreich und allgegenwärtig, daher sollten wir ihren Missbrauch stoppen

 

Das falsche Bild des «Homo Oeconomicus» korrigieren

Kate Raworth setzt sich als Ökonomin intensiv imt dem falschen Bild des und den verzerrenden Annahmen über den Homo Oeconomicus auseinander. Sie arbeitet fünf gravierende Neuerung für das Menschenbild des 21. Jahrdunderts heraus. Für den Menschen sind MenschlichkeitGerechtigkeitEdelmut und Gemeinsinn (dazu zu gehören) ganz wichtige Charakterzüge, die bislang in den Wirtschaftswissenschaften vernachlässigt wurden.

10 persönliche Grundwerte sind für jeden Menschen entscheidend, die jeweils unterschiedlich ausgeprägt sein können.

Und noch einige Gedankenanstösse zum menschlichen Verhalten

 

Erfolg den Erfolgreichen – die Dynamik der Ungleichheit

Die Ungleichheiten bei der Einkommens- und Vermögensverteilung sind gut bekannt – sowohl in den reichen Industriestaaten als auch in den aufstrebenden Schwellenländern. Die herkömmliche Wirtschaftstheorie argumentiert zur Rechtfertigung, dass die Ärmeren vom Wirtschaftswachstum auch angemessen profitieren würden. Ist das wirklich so? Und welche Ungleichheiten sind zumutbar bzw. akzeptabel bis der Gerechtigkeitssinn grosser Teile der Gesellschaft zum Widerstand aufruft?

Entscheidend scheint zu sein, dass die Defizite und Unzulänglichkeiten in unserem gesellschaftlichen Fundament (der innere Rahmen des Donuts) mit den 12 Handlungsfeldern – Wasser, Nahrung, Gesundheit, Bildung, Einkommen & Arbeit, Frieden & Gerechtigkeit, politische Teilhabe, soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung, Wohnen, Netzwerke und Energie (sind Teil der 17 UN Entwicklungsziele / AGENDA 2030) – nicht zu gross werden.

 

Kate Raworth zeigt in ihrem Buch Donut-Ökonomie eine Reihe konkreter Massnahmen auf, wie der äussere Rand des Donuts – unser Erde als Lebensgrundlage – geschützt werden kann und wie der innere Rahmen – das gesellschaftliche Fundament mit den 12 Handlungsfeldern – zu stärken sind. Vorstehend haben wir das Modell vorgestellt – für die weiteren Inhalte verweisen wir auf das Buch und die recht ähnlichen Ansätze der Gemeinwohl-Ökonomie [6].

 

Wir bieten Vorträge und Workshops zum Buch «Donut-Ökonomie» an – auf Veranstaltungen anderer Bewegungen, Initiativen und Parteien – sowie in Unternehmen für Führungskräfte und Mitarbeitende. Sprechen Sie uns an ().